Wir haben einen Truthahnbraten. Geschenkt bekommen. Er fiel sozusagen vom Himmel.
Wir essen nicht sehr oft Fleisch, aber wenn, dann mit Genuss. Insofern passt dieser spezielle Truthahn zu uns. Er ist tierfreundlich gehalten worden, am Hof geschlachtet. Ein perfektes Truthahnleben sozusagen. Trotzdem sorgt er mit seinem Auftauchen für Wirbel. Im Karton samt Isolierung und Kühlakkus hat er die Temperatur gut gehalten, wie eine Probe bestätigt. Dennoch: Der Kühlschrank muss halb ausgeräumt werden, eine Glasplatte ausgebaut. Kunstvoll werden die Joghurtbecher um den Vogel herum wieder aufgebaut.
Lange Diskussionen folgen. Welche Füllung? Welche Beilagen? Und wie bereitet man den Braten nun genau zu? Über Brathähnchen sind wir nicht hinausgekommen in unseren Erfahrungen, was Geflügel aus dem Ofen angeht. Die Frage nach den Beilagen klären wir schnell. Salat, den gibt es bei uns zu jeder Mahlzeit. Reis, weil der leicht ist. Und die Füllung natürlich.
Die Füllung ist schwieriger. Der eine liebt Speck, der nächste möchte einen weihnachtlichen Touch, der Schwager empfiehlt irgendetwas mit Marzipan, außerdem geht Reis gar nicht, es müssen Klöße und Rotkohl dazu. Der nächste erzählt von Pilzfüllungen und Kürbiskuchen.
Wir entscheiden uns für die Variante, die schon die Uroma gemacht hat, die auf einem pommerschen Gutshof aufgewachsen ist. Brotwürfel, Apfelstücke, Rosinen und die angebratenen Eingeweide. Das soll es sein. Interessant wird die Frage der Zubereitung. Überall findet man verschiedene Informationen. Der Schwager meint, der Vogel sei in eineinhalb Stunden durch. Im Internet steht es anders.
Die Spannung steigt.
Am Tag des Festessens wird am frühen Nachmittag begonnen. Mein Sohn, der manchmal Kochambitionen zeigt, und ich beginnen in der Küche zu werkeln. Die Tüte mit den Innereien wird entnommen, die Innereien angebraten. Den Vogel waschen wir ab und trocknen ihn sorgfältig. Mein Sohn übernimmt die Füllung. Wir haben uns für den Rost über der Fettpfanne entschieden. Sorgfältig geben wir die Füllung in die Bauchhöhle. Das Zunähen sparen wir uns, dafür benutzen wir eine Rouladennadel. Die beiden Keulen binden wir aber aneinander. Der Rest der Füllung kommt einfach in die Fettpfanne, mit dem Wasser zusammen. Der Vogel wird mit gewürztem Olivenöl eingerieben. Fertig.
Allerdings entwickelt unser Vogel dabei durchaus seinen eigenen Kopf. Anstatt schön gerade mit der Brust nach oben zu liegen, lehnt er sich graziös etwas auf die Seite. Sei es drum. Er kommt in den vorgeheizten Ofen, und nun heißt es erst einmal: abwarten. Alle Viertelstunde klingelt der Kurzzeitwecker und erinnert uns daran, den Vogel zu übergießen. Nach knapp drei Stunden kommt das extra erworbene Bratenthermometer zum ersten Mal zum Einsatz. 62 Grad, das reicht noch nicht. Eine Viertelstunde später ist es so weit. Das Innere des Vogels ist auf fast 80 Grad erwärmt. Es kann losgehen.
Zunächst holen wir den Braten aus dem Ofen. Das ist gar nicht so einfach, bei seinem Gewicht. Er kommt auf den Tisch und wird mit Alufolie abgedeckt. Den Reis setzen wir jetzt erst auf. Einer rührt den Salat an. Aus Füllung und Flüssigkeit aus der Fettpfanne wird eine delikate Soße. Das Aufschneiden ist übrigens etwas schwieriger als gedacht. Leicht lassen sich Flügel und Keulen ablösen. Von der Brust bleibt einiges hängen. Macht nichts. Verlockend liegt der Braten auf der Platte.
Und er schmeckt. Er schmeckt unübertrefflich. Mild und würzig zugleich, zart und mit Biss und einer herrlichen Knusperhaut. Fünf erwachsene Personen genießen die Mahlzeit. Übrig bleibt genug Fleisch für ein feines Frikassee. Alle sind sich einig: Ein perfektes Weihnachtsessen. Eines, das vom Himmel fiel.
-
Ausführung wählen Dieses Produkt weist mehrere Varianten auf. Die Optionen können auf der Produktseite gewählt werden