Tauche ein in die Geschichte unseres Hofes
Bei uns wurde der Frontlader erfunden.
…so sagt es zumindest die Erzählung der Traktorfirma HANOMAG
1901 – 1941
Die Anfänge
Anfang der 1870-er Jahre war das Gut entstanden, als der am Ortsrand von Bambergen gelegene, 60 ha große Brennerhof unter den Brüdern Matthäus und Josef Braunwarth aufgeteilt wurde.
Im Jahr 1901 übernahm Max Regenscheid den Betrieb. Regenscheid hatte einige Zeit in Chicago verbracht und war von dort mit einem großen Vermögen zurückgekommen. 1912 gab es auf dem Neuhof einen großen Brand, dem die Scheune zum Opfer fiel. 1917 verkaufte Regenscheid, inzwischen sechzig Jahre alt, seinen Besitz an Alfred Gauthier, der in Calw eine Fabrik für Fotoverschlüsse besaß. Max Regenscheid verstarb mit über achtzig Jahren nach einem Unfall im Krankenhaus Überlingen.
Gauthier erwarb auch den benachbarten Brennerhof und ließ beide Betriebe durch einen Verwalter leiten. Neben der Erweiterung der Höfe durch eine neue Feldscheune und eine Gärtnerei ließ er archäologische Untersuchungen und Grabungen durchführen, die Amphoren und Kleinteile aus der Römerzeit zutage förderten. Diese Funde sind heute im Museum Konstanz ausgestellt. 1926 wurde auf dem Brennerhof ein Dieselgenerator installiert, der beiden Höfen bis 1941 als einzige Stromquelle diente.
Die Motorisierung des Betriebes begann in den frühen 1930-er Jahren. Damals wurde allerdings noch kein Hanomag angeschafft, sondern zunächst einmal ein Lanz Bulldog. Die Kriegsjahre überstand der Betrieb relativ unbeschadet. Einen Einblick in den Alltag auf dem Neuhof zu dieser Zeit bietet das Buch Ein deutsches Kindertagebuch in Bildern 1933-45 von Margarete „Gretel“ Bechtold. Die Autorin war im Herbst 1944 als Erntehelferin auf dem Neuhof eingesetzt und hat in diesem Buch unter anderem den Briefwechsel mit ihrer Familie veröffentlicht.
1942 – 1950
Nach dem Krieg
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges siedelte die Familie Gauthier von Calw auf den Neuhof über. In den mageren Nachkriegsjahren bewirtschaftete sie den Hof mit einigen Helfern weiter und war damit auch einigermaßen erfolgreich. Einen Rückschlag brachte ein Großbrand, der nicht nur die Scheune, sondern auch die Getreideernte des Jahres 1947 vernichtete. Mit Hilfe von Freunden, Nachbarn und Behörden wurde jedoch bald wieder eine neue Scheune erbaut. Selbst der alte Bulldog, dessen Funkenflug das Feuer ausgelöst hatte, wurde wieder zum Leben erweckt. Nach dem Tod von Alfred Gauthier und seiner Frau wurde das Gut an Otto Merker verkauft, der es an die Hanomag verpachtete.
1951 – 1963
Die Firma Hanomag
Der Kauf und die Verpachtung von Dr. Otto Merker war nötig, weil der Hanomag die Genehmigung zum Kauf des Hofes verwehrt wurde, wie sich aus erhaltenem Schriftwechsel ergibt. Offensichtlich hielt das badische Landwirtschaftsministerium die Hanomag für üble Bodenspekulanten. Eigentümer des Hofes war Dr. Otto Merker. So besaß die Hanomag nun ein großes Gut in einer Gegend, die sich nicht nur klimatisch, sondern auch strukturell völlig anders als das heimatliche hannoversche Umland präsentierte. Die großen Rüben- und Getreidefelder des südlichen Niedersachsens sucht man in der von Obstbau und Viehwirtschaft geprägten Bodenseelandschaft vergeblich. Weiterlesen….
1964 – 1969
Hanomag verkauft
Die immer noch unbefriedigende Ertragslage im Schlepperbau wird einer der Gründe gewesen sein, warum die Hanomag den Versuchsbetrieb am Bodensee 1963 einstellte. So übernahm Direktor Merker, der ja schon seit 1951 der Eigentümer war, den Hof und zog von Hannover nach Bambergen um. Der frischgebackene Landwirt machte sich mit viel Elan daran, seine Obstplantagen zu erweitern, und hatte die Anbaufläche bald auf 18 ha vergrößert. Ein neuer Hähnchenmaststall erweiterte den Hof ab 1965. Leider war Merker als Landwirt nicht sehr erfolgreich. Die erzielten Gewinne reichten bei weitem nicht aus, so dass der Hof 1969 erneut zum Verkauf stand.
1970 – heute
Familie Plessing
Die neuen Eigentümer, Walter und Ruth Plessing aus Tamm bei Ludwigsburg, bewiesen von Anfang an eine glücklichere Hand bei der Führung des Hofes. Die Milchkühe wurden durch Ammenkühe ersetzt, und man begann mit der Bullenmast. Außerdem wurde fast der ganze Obstbaumbestand gerodet, alle Schweine wurden abgeschafft und der Schweinestall abgerissen. Nach verschiedenen Zukäufen umfasste der Neuhof etwa 120 ha.
1983 begann Walter Plessings Sohn Gerhard wieder mit der Schweinemast, die er aber schon 1985 durch die Putenmast ersetzte. Von 1998 -2008 wurden zusätzlich 2500 Weidegänse gehalten. 1999 übergaben Walter und Ruth Plessing den Betrieb an Sohn Gerhard und seine Frau Ulrike. Diese gaben die Putenmast bereits im Jahr 2000 an seinen Sohn Uwe weiter, welcher die Putenmast um zwei weitere Ställe erweiterte und für den höheren Tierwohlstandart 2014 alle Ställe mit einem Wintergarten ergänzte.
Im Jahr 2011 wurde das hofeigene Schlachthaus eingeweiht und mit der Direktvermarktung in der Bodenseeregion begonnen. Seit 2017 werden die Produkte deutschlandweit über den Onlineshop verkauft und versendet.
Im Juni 2020 fand die Hofübergabe von Gerhard Plessing an Uwe Plessing statt, in diesem Zuge wurde die Gut Neuhof GmbH & Co. KG gegründet, über welche die Vermarkung der Produkte erfolgt. Seit Dezember 2022 arbeitet Tim Plessing, der Sohn von Uwe und Mirjam im Unternehmen mit.
Literatur:
- Hanomag in Wort und Bild, Sonderheft, herausgegeben von der Hanomag-Werbeabteilung, Hannover-Linden, Nr. 14, Februar 1956
- Margarete Bechtold: Ein deutsches Kindertagebuch in Bildern 1933-45, Edition Kore, Freiburg, um 1990
- Bodenseekreis / Stadt Friedrichshafen Leben am See, Band 18, Jahrbuch des Bodenseekreises 2001, Verlag Senn, Tettnang